Es war einmal vor einer langen Zeit, da lebten drei Tiere fröhlich in ihrer Welt. Doch das war nicht irgendeine Welt, in der Hase, Rabe und Fuchs zu Hause waren – es war das Land der Fantasie in den Köpfen der Menschen! Und was war hier alles möglich: Hase knabberte jeden Morgen einen Kuchen, so groß, dass er bis über seine Ohren reichte. Der Rabe lebte in einem Nest voller glitzernder Schmuckstücke, besonders stolz war er auf seine Sammlung aus Weingläsern und Silberbesteck. Fuchs hingegen liebte die Gastlichkeit und lud seine beiden Freunde jeden Abend zu sich nach Hause ein. Dort erzählten sie sich die größten Abenteuer, die sie den Tag über erlebt hatten. So ging es für eine lange Zeit und jede Geschichte, die die Menschen sich erzählten, wurde hier lebendig.
Doch mit einem Mal änderte sich vieles im Land der Fantasie, eine neue Zeit begann. Nun bestimmten die Bildröhren und Smartphones den Alltag der Menschen … und schließlich dachte niemand mehr an die Welt der Märchen. So saßen sie jeden Abend zusammen und hatten sich doch nichts zu erzählen. Also nahmen sie eines Tages alles, was sie noch besaßen, und verließen ihre früher so fröhliche Heimat. Traurig zogen sie durch die Straßen der realen Welt und klagten. „Ich habe die leckersten Kuchen, aber mir wollen Schokolade und Vanille einfach nicht mehr schmecken“, sagte Hase leise. „Ich habe die schönsten Gläser“, stimmte Rabe ein, „aber ich mag nicht aus ihnen trinken“. „Und ich habe so viele Rezepte und mag doch nicht kochen oder backen“, ergänzte schließlich der Fuchs. So zogen sie eine ganze Weile durch die Stadt und wussten nicht ein noch aus. Keiner mochte mehr etwas sagen.
Es war schon fast Abend geworden, da kamen sie schließlich zu einem alten Pavillon, der in der untergehenden Sonne funkelte. Die drei blieben einen Moment stehen und betrachteten, wie das Licht den Raum auf wundervolle Weise erhellte. „Was für ein fantastischer Ort“, sagte Fuchs nach einer Weile. „Seht ihr, wie schön das Licht hineinfällt? Wie früher in meinem Bau!“ Der Rabe dachte nach: „Wenn wir ein paar Stühle und Tische hineinstellen, ist es bestimmt genauso schön. Aber viel größer als bei uns früher.“ Da hatte Hase plötzlich eine Idee: „Das ist es“, sagte er freudig, „wenn die Menschen nicht mehr erzählen wollen, dann müssen wir das einfach tun. Genau hier an diesem Ort!“.
So kam das Lächeln mit einem Mal wieder zurück in die Gesichter der drei Freunde. „Hier mache ich einen Tresen auf“, malte sich der Rabe aus. „Und hier kann ich kochen“, dachte Fuchs weiter … und gesagt, getan: Nur wenig später blieben die ersten Passanten stehen und sahen die drei beschwingt werkeln und basteln, bis es fertig war: ihr Märchencafé. Schon bald kamen die Gäste aus der Menschenwelt und mit ihnen die gute Laune und viel Fantasie!.. Bei cremigem Eis, feinem Wein und frischem Gebäck erzählten und erzählten die drei Freunde ihre Geschichten … und weil das so viele sind, machen sie das sicher auch noch heute.